31 Oktober 2006

In Toila bei minus acht

abhängig vom Wetter, wollten wir heute einen Ausflug zum Meer machen.
Der erste Blick nach dem Piepen des Weckers: Blauer Himmel!! OK dann mal los, beim Kaffeekochen in der Küche der Blick auf das außen am Fenster angebrachte Thermometer: -8 Grad. Ups. Aber: Sonne; und so beschlossen wir trotzdem loszufahren.

Angekommen nach ca. zwei Stunden Fahrt gingen wir am Kiesstrand und Hafen zitternd spazieren. Dann das unglaubliche: Es fing an zu schneien, und schneite und schneite.

Ein Glück fanden wir in dem zwischen Stadt und Meer gelegenden Park ein Lagerfeuerchen an dem wir uns für die Fahrt ohne Winterreifen - denn die sind ja erst ab übermorgen Pflicht - wärmen konnten.

So richtig weiß blieb es nur die Hälfte des Rückwegs. Wir dachten schon, in Tartu wird und das keiner glauben mit dem Schnee, aber dann, kurz nach Ankunft brach hier auch noch ein kleines Schneestürmchen aus.

Schöne Grüße nach Deutschland - na immer noch 25 Grad und Käffchen draußen?!!

24 Oktober 2006

Aus der Versenkung zurück




Tere allerseits!

Da sind wir wieder! Habt ihr schon alle ganz heiß drauf gewartet, was? Jetzt geht die Show weiter hier! Was wir so getrieben haben? Ja, mei! Es gab viel zu tun...wir hatten Besuch aus der Heimat, der Bus brauchte Zuwendung und überhaupt, das trübe Wetter hier macht selbst uns manchmal träge...


Ja, ihr vermutet ganz recht: wir richten uns auf den langen, kalten Winter ein und gehen überhaupt nicht mehr raus...

Na, das ist gelogen... Denn letzte Woche waren wir auf einer wunderbaren Lesung von Yoko Tawada im DKI Tartu. Wer ist Yoko und was zum Teufel ist das DKI? Erstere ist eine japanische Schriftstellerin, welche seit den Achtzigern in Deutschland lebt und u. a. auf Deutsch schreibt, einige dolle Preise gewonnen hat und eine ganz tolle Frau und Autorin zu sein scheint!
Das DKI ist das Deutsche Kulturinstitut in Tartu. Es befindet sich in einer wunderschönen alten Villa, ehemals die Behausung einer deutschen Studentenverbindung (Neobaltica). Ursprünglich wurde das DKI nach der Wende eingerichtet, um die kulturellen Beitrag der Deutschbalten zu würdigen, den noch in Estland lebenden Deutschen eine Plattform zu gewähren und nach den dunklen Jahren unter der Sowjetherrschaft war das estnische Interesse groß sich in Richtung Europa zu Orientieren. Seit die Bundesrepublik diplomatischen Kontakt mit Estland aufgenommen hat, war man auch von dieser Seite ganz wild drauf, die deutsch-estnische Beziehungen zu pflegen. Das DKI wird finanziell ganz Wesentlich vom Auswärtigen Amt bzw. dem Goethe-Institut in Tallin unterstützt.

Ich (Minka) saß in der Lesung wie verzaubert von ihrem Blick auf die Welt. Wer mehr wissen will, hier eine Leseprobe...
http://www.konkursbuch.com/html/yokoimages/talismanleseprobe.html

Sie hat ein Gedicht auf Japanisch gelesen und verwies auf die Gemeinsamkeiten zwischen estnisch und japanisch. Sie gehören beide zu den so genannten agglutinierenden Sprache, Endungen, Präpositionen, Pronomen (?) werden hintern an das Wort angeleimt. Uns kam schon öfter der Gedanke, wenn wir Estnisch sehr dumpf und weit weg vernahm: Mensch, das hört sich an wie Japanisch! Ja, im Ernst! Die Betonung, immer auf der ersten Silbe, hört sich für unsere ungeübten Ohren so an! Als nun Yoko Tawada japanisch las, bestätigte sich dies erneut. Was wohl die Esten dachten während sie zuhörten? Haben wir leider vergessen nach der Lesung zu fragen.


Alles im Kasten
Nun sind auch unsere Filmaufnahmen endlich abgeschlossen. Für alle, die es noch nicht wissen- wir sind hier einer kleinen Nebenbeschäftigung nachgegangen, Sascha als Kameramann, Minka als Schauspieler, in einem Fim über Studentenleben in Tartu. Es ist ein Vampirfilm geworden, mit nach Gummischmeckenden Vampirzähnen und einer maskierten Jungfrau aus der Domruine.
Martin, ein Lektor aus Kiel war für einen Monat hier, um u.a. mit Germanistik-Studierenden diesen Vampirfilm zu drehen. Minkas Rolle, eine ca. 23 jährige Erasmus-Studentin aus Deutschland im spukenden Tartu. (Übrigens: eine Szene spielt auch am bereits erwähnten ominösen Tartuer Bahnhof!) Ziel des Films war, dass die Studierenden Deutsch vor und hinter der Kamera sprechen und außerdem entsteht nebenbei ein kleiner Tartu-Werbefilm.

Premiere ist im November, wenn Martin wiederkommt.
Filmkopien können bereits bei unserem Manager bestellt werden.

Von Martin haben wir übrigens solche Witze gelernt wie:
Wie heißt Sonnenuntergang auf Finnisch? - HELL - SINKI
Wie heißt ein arabischer DJ? - Mach ma lala.
Und der beste: Wie heißt ein italienischer Schnellkochtopf? - Gari -Baldi

Pallamuse
Martin aus Kiel haben wir auch den Kontakt zu einer sehr netten „russischen Estin“ und Dozentin, zu Niina, zu verdanken. Martin und Niina nahmen uns an einem herrlichen Septembermorgen mit nach Pallamuse, ein Dörfchen ca. eine halbe Autostunde von Tartu entfernt. Hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen um genau zu sein. Aber einmal im Jahr ist dort die Hölle los. Dann versammelt sich dort fast das ganze Land, um bei dem größten Markt weit und breit dabei zu sein. Es gibt dort ALLES! Natürlich Kunsthandwerk, Elchswurscht, Ramsch, Schmuck, aber auch Saunen und Dampfbäder, Gesang und Unterhaltung. Es war sagenhaft! Niina, die hervorragendes Deutsch spricht erklärte und, dass die Geschichte des Marktes auf die Anekdote dass sich die Bauern des Dorfes zerstritten, weil sie sich nicht einigen konnten, wer denn nun den größten Kohlkopf habe, zurückgeht....!
Der Markt wurde ins Leben gerufen, um auf einer Ausstellungsfläche mit den größten Ergebnissen des Gemüseanbaus zu prahlen – bis heute übrigens!

Die Geschichte wurde niedergeschrieben und sogar verfilmt. Und hat sich zu einem Kult-Klassiker entwickelt wie bei uns die „Feuerzangenbowle“.









































Wir gehen den estnischen Beschäftigungen des Septembers nach...
Unsere neue Bekanntschaft Niina nahm uns bald darauf mit in den Wald zum Pilze sammeln. Am Abend und sogar noch am nächsten Tag konnten wir von dem Erbeuteten essen. Allerdings hatte Niina auch auf ihren Anteil verzichtet. Sie erklärte, ihr größtes Glück bestünde darin Pilze zu SUCHEN, dann: sie zu FINDEN, und erst an dritter Stelle käme das ESSEN. Sie hat sich wirklich gefreut wie ein Kind über JEDEN Pilz! Und sie wusste wirklich gut Bescheid, denn wir haben die Mahlzeit gut überlebt!

Kurz darauf lud sie uns ein in ihren Garten, der „auf dem Lande“ liegt, ein paar Äpfel zu pflücken und mitzunehmen. Wir ernteten von vier reichbehängten Bäumen! Es war ein Heidenspaß! Am Ende kam der Schocker: Wir sollten ALLES mitnehmen!
Etwa 10 Obstkisten stehen nun im Keller und warten darauf, dass wir nicht anderes mehr tun als den ganzen Tag pausenlos Äpfel zu essen. Klar, gibt es jetzt ständig Apfelmus, Apfelkuchen, Apfelsuppe, Apfel auf Brot, Apfelwein und Apfelpantoffeln, äh, nein, das nicht...

Aber Niinas Garten und die Zeit mit ihr zusammen hat uns so gut gefallen, dass wir sie fragen wollen, ob wir ihr vielleicht noch mal helfen können.

Lagerfeuer
Ein wunderschönes Plätzchen für Feuerchen entdeckt. Holz liegt bereit, ein Plumsklohäuschen aufgestellt. Alles vom estnischen Staat gesponsert. Es gibt einige dieser feinen Orte
Verstreut im ganzen Land.



























Ausflug ins Nachbarland
Riga ist einfach bombastisch, faszinierend, lebendig und sprühend. Die Bilder sprechen Bände...

Riga bei schönstem Herbstwetter









Erst mal zurechtfinden

















Armeemuseum




















Fahrradreperatur


































































Zum Schluß noch unsere neuste Entdeckung: Kurt Krömer im Computer! Wer´s noch nicht kennt, bitteschön, zum Piepen:
http://www.rbb-online.de/_/beikroemers/index_jsp.html
http://youtube.com/watch?v=FrRQvcOXNnw