30 Januar 2007

Geburtstagsfeier



Es ist bestimmt 73 Jahre her, dass ich das letzte Mal an meinem Geburtstag Skilaufen konnte! Aber Estland war mir wohl gesonnen und es wurde es wunderschöner Wintertag mit Sascha und Niina auf ihrer Datscha...




















mit Niinas Soljanka, Bescherung am Kaminfeuer









und Sonnenuntergang







Am nächsten Morgen zauberte Sascha dies hier










und es kamen unsere estnischen, spanischen und deutsche Freunde...







Heret zeigt pantomimisch die Situation auf der Post, die wir tatsächlich erlebt haben:
wir wollen iene ganz bestimmte Breifmarke kaufen, die wir auf einem Plakat gesehen haben. Aber die estnische Postfrau versteht uns nicht und wir sie nicht ...sie bot uns eine Briefmarke an mit dem entsprechenden Wert und wunderte sich wahrscheinlich über diesen komischen Ausländer, die immer den Wert wiederholen, aber die Marke nicht wollen...hm...






Viele Sprachen, viel gelacht, musiziert und Quatsch gemacht...









wir überlegen, welches Team am besten die geografischen Unmrisse Estlands aus dem Kopf malen konnte...

27 Januar 2007

Auf dem Land

Am Donnerstag ist ein Wunder passiert! Es war das schönste Wetter seit wir im August in Estland angereist sind! Ich hatte ganz vergessen, dass der Himmel so blau sein kann! Und just an diesem Tag hatte unsere unsere Freundin Niina, bei der wir im Herbst Äpfelpflücken waren, eingeladen sie auf ihre Datscha zu begleiten. Leider musste Sascha malochen, denn der Investor wollte am nächsten Tag schöne Häuser sehen...ich fuhr also zusammen mit Niina im Buss 20 Minuten raus auf die Felder vor Tartu. Schon im Bus waren wir ganz erschlagen von dem glitzerden Schnee, der sich über Nacht um jeden noch so kleinen Zweig eines jeden Baums gehüllt hatte und nun, als wären aus ihm Juwelenfrüchte gewachsen, schimmerte und glänzte.


An der Bushaltestelle, an der wir ausstiegen, enthüllte Niina ihre museumsreifen Skier und wir rutschten auf weißen Straßen bis zu ihrem Grundstück. Solche Straßen kannte ich bislang nur von Bildern der vereisten Weg in Lappland oder Sibirien!


















Niinas Garten war gar nicht mehr wiederzuerkennen.









Hier noch mal der Vergleich zum Herbst.








Ein verwunscher Garten, an dem man die
merkwürdigesten und scheinbar unnützlichsten
Dinge findet, von denen ein jedes zur Feier des Tages ein weißes Hütchen trägt...



















Niinas Wäldchen...
Auf unserer Skiwanderung über Felder, durch Wälder, unter Strommasten und über Bäche kamen wir zu einer Stelle, an der Niina begeistert aufschrie. Seidelbast!


Seidelbast? Den Namen kannte ich bisher aus Erich Kästners "Der 35. Mai". Darin treffen Konrad und sein Onkel den dicken Seidelbast, einen ehemaligen Schulfreund Konrads, der 11 Mal sitzegeblieben war, im Schlaraffenland wieder. Dort hatte er sich inzwischen mit seinen 200 Pfunde zum Präsidenten gemausert...




Dieser Seidelbast war eine zart rosa blühende Pflanze, die sich durch die warmen Tage vor dem Wintereinbruch offenbar hat irritieren lassen, denn normalerweise schlägt sie erst im Frühling aus. Wir entdeckten übrigens auch blühende Haselnussbäume. Niina sagte, damit beginne eigentlich der Frühling...






Die Nacht, die auf diesen wunderschönen Tag folgte, war nicht minder traumhaft. Der Mond schien so hell, dass er schawarze Schatten warf. Es war bitterkalt als wir zur Bushaltestelle durch den knirschenden Schnee stapften- und es hätte nicht viel gefehlt und wir wären einem mystischen Wesen begegnet und verzaubert worden...

Minka

22 Januar 2007

Endlich Schnee!

Die Tage werden jetzt schon spürbar länger und endlich ist eingetreten, worauf wir schon so lange gewartet haben: der Winter erhält Einzug in Estland und heute sogar mit Sonnenschein!



Ab sofort gehört zu unserem täglichen Gymnastikprogramm: das Skilaufen. Gestern gurkten auch schon ein paar „Verrückte“ mit Skiern über unsere Straße. Wir leben in einer sehr sportbewussten Stadt. Nicht nur wird von Tartu aus der Skimarathon in Otepää organisiert, nein, es ist auch an eine Art Trainingsstrecke gedacht worden.

In einem Sportpark, „Spordikeskus“, am Rande der Stadt kann man sich im Sommer auf Asphaltstrecken fit halten, im Winter wird gespurt und einen Rodelberg gibt es auch. Dort werden wahrscheinlich die Kinder abgestellt, während die Eltern trainieren...
Zu Fuß und auf Skiern war ich (Minka) gestern von zu Hause aus in 20 Minuten auf einer Loipe. Das ist so toll und so was besonderes für uns Stadtgören!


Ehrlich gesagt, ist dieser Spordikeskus ziemlich langweilig, es geht immer im Kreis..., aber immerhin wird der Weg durch wahninnig hohe Flutlichter beleuchtet. Mit gutem Grund, denn nach Feierabend ist dort die Hölle los, wie wir heute gesehen haben.

Interessant ist der hintere Teil, in dem es auch immer schön bergauf und bergab geht.
Außerdem liegt hinter dem Park gleich der Emajögi, Tartus Fluss, der jetzt schon prächtige Eisschollen mit sich führt. Das ist nicht nur ein schöner Anblick, sondern auch ein merkwürdiges, fast unheimliches Geräusch. Am Ufer beginnt sich das Eis auftzutürmen und die treibenden Schollen reiben knirrschend daran, als wären sie damit nicht einverstanden.





Am Sonntag, als es begonnen hatte zu schneien, waren wir schon am Ufer entlang spaziert. Dabei hatten wir festgestellt, dass eine „selbstgebaute“ Loipe parallel über die Wiesen führte. Die haben wir heute ausprobiert. Im winterlichen Nachmittagslicht knirschten unsere Bretter durch den eisigen Schnee. Es war herrrrrrrrrlich! Fast kein Mensch weit und breit, nur hin und wieder mal eine Oma oder ein Opa auf alten Skiern.


Doch obwohl es so schön war, sah Minka hinterher um 30 Jahre
älter aus. Warum? Na, schaut mal genau hin!









Jetzt am Wochenende findet der Skilanglauf-World Cup in Otepää statt. Beinahe musste er abgesagt werden. Doch dann entschied man sich für die Schneekanonen, denn sonst hätte die Veranstaltung mit Sicherheit in der Schweiz oder Österreich stattgefunden. Und dann kam er doch noch, der Schnee.

Übrigens! Zwei estnische SkilangläuferInnen, die letztes Jahr olympisches Gold gewannen sind Kristina Šmigun und Andrus Veerpal. Und hier noch der Link zum World Cup in Otepää:









































05 Januar 2007

Sauna-Wochenende

Was uns unsere Zeit in Estland rententechnisch bringt, erörterten wir an einem Dezember-Wochenende in einer Holzhütte auf dem Land...kann man sich einen schöneren Platz dafür denken? Nein, es war keine Zukunftswerkstatt, an der wir teilnahmen, sondern der Geburtstag eines Freundes, Ingo, der uns in eine Saunahütte nach Otepää eingeladen hatte. Wir waren fünf Deutsche und eine Estin. Bei diesem deutschen Übergewicht kann man schon mal leicht zu ersten Themen kommen...

Doch ist auch die berufliche Zukunft fast aller Anwesenden ab nächsten Sommer unsicher, gaben wir uns trotzdem leidenschaftlich dem Spielen und Saunieren hin.
Endlich spielten wir das von Minka so geliebte Schokoladen-Spiel aus frühen Kindertagen. Eine dick eingepackte Tafel Schokolade darf aufgerissen und verspeist werden, sobald der Spieler oder die Spielerin einen Sechser würfelt und das solange bis der nächste Glückspilz einem die Mütze vom Kopf reißt. Der Akt wird nämlich Du eingewickelt in Schal, Handschuhe und besagter Mütze vollzogen. Aber wer kennt das Spiel nicht?!

Die Sauna befand sich im gleichen Haus und wurde durch einen Ofen mit Holz angefeuert. Kadre, die viel Zeit vor den lodernden Flammen verbrachte, murmelte - da bin ich sicher - bestimmt den einen oder anderen Zauberspruch, während sie einen Holzscheit nach dem anderen hineinwarf und die Flammen zum Tanzen brachte. Denn die Temperatur stieg so unglaublich schnell und schließlich schwitzten wir bei an die 90 Grad alles aus, was uns einfiel.

Nachmittags hatten wir die von Ingo immer wieder gern zitierte vierstündige Wanderung unternommen, von der wir nach ca. 60 Minuten zurückkehrten. Unterwegs hatten wir Bekanntschaft mit einem sehr zutraulichen Hund gemacht. Er lief uns hinterher, bellte überhaupt nicht, sondern schien auf Spielgenossen aus zu sein. Denn als wir begannen ihm ein Stöckchen zu werfen, war er überglücklich und trennte sich gar nicht mehr von uns. Wir stapften durch das Dörfchen, eine kleine Ansammlung von Häusern, so etwas wie der „Vorort“ von Otepää, der Hund immer dabei. Irgendwann rief ein alter Mann von seinem Fahrrad uns oder dem Hund hinterher: Teufel! Komm zurück! Hört auf den Stock zu werfen! Und dann gurkte er von dannen - wahrscheinlich die nächste Flasche Wodka köpfen, wie wir vermuteten. Der Hund hat natürlich kein bisschen auf ihn gehört und sich vielmehr zwischen uns versteckt, den Schwanz eingezogen und recht verschreckt geschaut. Er tat uns leid. Kadre unkte, dass das arme Tier zu Hause sicherlich Kloppe bekäme, je mehr ums so länger es sich mit uns vergnüge und wir versuchten es auf nette Weise loszuwerden. Es gelang uns aber nicht, er trollte sich auch noch eine ganze Weile vor unsere Hütte nachdem wir längst darin verschwunden waren.

Wir machten noch eine weitere Entdeckung, die nicht allzu selten in Estland vorkommt: einige Autos aus längst vergangener Zeit abgestellt und vergessen im hohen Gras. Die Farbe blätterte ab, das Glas der Scheinwerfer war zersplittert, die Sitze zerfressen, der Rost hatte gewonnen...Einst waren es wohl mal schöne Damen gewesen, nun verlebt und ausrangiert, beim Blick durch ein zerschlagenes Fenster atmeten wir den feucht-muffigen Geruch einer Gruft ein.

Das Wandern ist des Müllers Lust – heißt es im deutschen Liedgut. Und wir sind es gewöhnt, dass es überall Wege gibt, auf denen man dieser Lust nachgehen kann. Meistens noch mit entsprechender Beschilderung, die ienem die Entscheidung erleichtern: heute mal nur 5 km oder doch lieber den Rundweg... „Alle Wege führen nach Rom“ gilt in Estland in abgeänderter Version: alle Wege führen zu einem Haus! Etwa 100 m vor dem Haus findet der lustige Wanderer dann ein riesiges Verbotsschild: ERAVALDUS! Privat! Meistens gibt es auch noch eine hohen Zaun oder einen bissigen Hund, so dass ein Ignorieren des Schildes gefährlich werden könnte. Kurz und klein, unsere bisherige Erfahrung ist: es gibt wenig Wanderwege und Beschilderung schon gar nicht, abgesehen von der bereits erwähnten Variante.

Doch hat das estnische Forstamt einige idyllische Stellen ausgesucht und sehr einladend gestaltet. Feuerplätze, an denen trockenes Holz bereit liegt, Mülleimer (sogar mit Mülltrennungseinrichtung!), manchmal auch ein überdachter Picknicktisch und was nie fehlt: die Klohütte! An alles gedacht und sorgfältig, fast schon liebevoll für die Wanderer vorbereitet! Mit Saschas Familie haben wir schon mal eine solches Plätzchen im märchenhaften Wald um das Ahja-Tal getestet. Inzwischen haben wir uns eine Karte besorgt, in der sind diese Plätze eingezeichnet. Der Sommer wird gar nicht lang genug sein, um all die schönen Orte aufzusuchen, mit einer ganzen Blase von Leuten anzurücken, ins Wasser zu hüpfen, den Grill anzuschmeißen, den Lauf der Sonne zu beobachten und sich abends von den Mücken zerstechen zu lassen...

In Otepää waren wir schon ein paar Mal gewesen, an dem Pühajärv, dem Heiligen See, (das ist er wirklich) haben wir nun auch solch eine Traumstelle entdeckt!
Die Legende sagt, dass der See aus den Tränen einer Mutter entstand, die um ihre fünf im Krieg gefallenen Söhne trauerte. Die fünf Inseln im See sind die Grabhügel der Beweinten.

So traurig die Legende ist, uns ergreift immer eine seltsames, mystisches Gefühl, wenn wir über Holzplanken durch eine Sumpf schlittern, durch den dichten moosbewachsenen Wald stampfen oder am Ufer entlang dem glitzernden Blau spazieren...

Zurück zu den weltlichen Dingen: Da Otepää zwar zu jeder Jahreszeit ein Erholungsort ist, aber doch recht klein, erledigten wir die notwenigen Einkäufe im Voraus und transportierten sie in dem gelben Bus. Bei diesem Einkauf haben wir mal wieder eine neue Ladenkette der langsam unzählig erscheinenden Supermarktvarianten entdeckt. Der „Besuch“ bei RIMI, einer finnischen Supermarktkette, inspirierte zu dem nun folgendem Exkurs über die estnische Konsumwelt.

In der Innenstadt von Tartu gibt es so gut wie keine kleinen Schnuckellädchen mit Schaufensterauslagen, obwohl sich die schmalen, immer blankgeputzten Straßen, die niedrigen klassizistischen Häuschen dafür zweifellos eigneten. Stattdessen gibt es das neue und das alte Kaufhaus und - je weiter man aus der Stadt kommt, um so mehr Einkaufszentren gibt es. Die Supermärkte heißen „Säästu“, „Comarket“ oder „Konsum“ und sind gigantische Hallen. Bei RIMI türmten sich die Regal bis unter die Decke, es gab lebende Fische aus dem Aquarium zu kaufen und in der Süßwarenabteilung jede Menge „Westprodukte“ wie Rocher, Lindt und wie sie alle heißen. Letzteres ist deshalb so auffällig, weil die Schokolade nämlich, neben Milch, Käse, Quark und Honig, so ziemlich das einzige rein estnischen Produkt ist. Alles andere wird importiert! Das macht es oft leicht, Gebrauchsanweisungen oder Inhaltsstoffe zu entziffern, denn sie sind, wenn nicht auf Deutsch oder Englisch, häufig auch auf Schwedisch. Der Zucker kommt aus Russland, die Gewürze aus Schweden, Brot aus Finnland und Putzmittel aus Deutschland...

Frisch und ganz estnisch allerdings bekommt man Torten, die immer sehr verführerisch hinter Glasvitrinen ausgestellt werden. Meistens sind sie mit Quark gemacht (Kohupiima), das ist wie saure Sahne beinah eine Nationalzutat und erscheint in allen denkbaren Varianten, Schoko, Vanille, Karamell...abgepackt wie bei uns die Teewurst!

Nicht importiert wird allerdings die Musik aus den Charts. Oder besser: nur zur Hälfte! Der Beat bleibt, aber sonst wird alles gecovert – bis hin zur Sprache. So kam es, dass uns an diesem Wochenende auf „Radio Elva“ der süße Klang von Manu Chaos „Clandestino“ auf estnisch erreichte! (Auch gut zum Lernen der Zahlen!)

Wenn wir auch anfangs so ernsthaft unsere Rentenaussichten diskutiert hatten, so waren wir am Ende der kleinen Reise vor lauter Albernheiten zu einer Familie geworden. Susanne, die, wenn sie nicht in der Sauna steckte, ununterbrochen strickte, war die Oma! Ingo, der aufgrund seiner starken Erkältung schlecht hörte, avancierte zum Opa. Minka war die immer krümelnde Tante mit Onkel Sascha an ihrer Seite. Nicht zu vergessen, Mutter Kadre, die köstliche Pfannkuchen fabrizierte und Vater Ihbo, der uns mit beruhigender Stimme alle Fragen beantwortete.

Inzwischen ist das neue Jahr angebrochen, wir sind momentan gar nicht in Estland, freuen uns aber sehr darauf und sehen den komemnden Abenteuern entgegen wie Lucky Luke der Sonne.

An dieser Stelle sei nur noch mal auf den Link zum eesticast verwiesen, dort gibt es nämlich hörenswertes über die Weihnachtsbräuche in Estland.
hier geht´s zum eesticast

Viele Grüße, Sascha und Minka